Cottage-Bewusstsein

ist der Wunsch, in dem vom Wiener Cottage Verein (WCV) geschaffenen Gartenstadtviertel Cottage nach der vom WCV entwickelten Philosophie

  • zu wohnen, zu leben, sich zu erfreuen,
  • den Charakter des Gebietes zu bewahren und für dessen Erhalt einzutreten,
  • zu verstehen, dass das Zusammenleben im Cottage auf gegenseitiger Rücksichtnahme aufgebaut ist

und man sich diesen Gedanken verbunden fühlt.

Dies schließt die Wertschätzung der Cottage Servitut und deren Funktion als Klammer zur Wahrung des gesamten Cottage-Ensembles ein,

aber auch den Umstand, dass mit der im Grundbuch eingetragenen Servitut, ein eingeschränktes Eigentumsrecht für die Liegenschaften im Cottage vereinbart wurde,

  • mit dem Ziel, gemeinsam den Cottage Charakter und das Gartenstadt-Ambiente für alle Besucher, Bewohner und Eigentümer von Liegenschaften im Cottage-Gebiet nachhaltig sicherzustellen.

Dafür wurde von den Käufern beim erstmaligen Erwerb einer Liegenschaft im Cottage bewusst eine Grunddienstbarkeit eingeräumt und das gegenseitige Recht vereinbart, das Verhalten der anderen Liegenschaftseigentümer bezüglich der Verwendung derer Liegenschaft nach den vereinbarten Kriterien, nötigenfalls nachdrücklich einzufordern.

Die Gestaltung und Entwicklung des Cottage basieren auf

  • den Überlegungen von Ferstel und Eitelberger, entwickelt in deren Buch „Das bürgerliche Wohnhaus und das Wiener Zinshaus“,
  • den Vereinbarungen anlässlich des ersten Erwerbs einer parzellierten Liegenschaft im Cottage (die WCV-Mitgliedern vorbehalten war),
  • der intabulierten Cottage-Servitut und
  • den Statuten des WCV.

Die Cottage-Servitut ist auch heute, nach wie vor, privatrechtlich neben der öffentlich-rechtlichen Wiener Bauordnung rechtswirksam und zu beachten. Die Verpflichtung ist mit dem Grundstück verbunden und geht auf nachfolgende Besitzer des Grundstücks über. Sie ist ungefähr 650-mal auf Cottage-Liegenschaften in den Grundbüchern von Währing und Döbling eingetragen.

Die grundlegende Vorstellung des WCV von einem Gartenstadtviertel Cottage sind freistehende Ein- und Zweifamilienhäuser, wie sie heute noch den Charakter des Cottage im Wesentlichen prägen. Diese Häuser stehen in Alleen mit Bäumen und einem Grünstreifen zwischen Straßenfläche und Gartenzaun und sind schachbrettartig angeordnet. Sie haben hinter dem Haus einen Garten, wobei diese im Zentrum des Baublocks zusammenstoßen und eine große Grünfläche ergeben.

Daher darf jede Liegenschaft nur zu einem Drittel verbaut werden und zwei Drittel sind der Gartenfläche vorzubehalten. Die Größe der Häuser ist auf ein Hochparterre und einen Stock, sowie ein Souterrain (Keller) und einen teilweise benutzbarem Dachboden, somit vier Etagen, beschränkt. Sie haben mit einem Abstand von mindestens 3 m zur seitlichen Grundgrenze an der Straßenseite der Liegenschaft positioniert zu sein.

Heute ist das Cottage ein kultur- und stadthistorisch wesentliches Vorzeigegebiet von Wien, mit dem Charakter und Ambiente der Architektur des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Es ist eines der gefragtesten Wohngebiete von Wien, mit 13 Botschaften und 22 Residenzen diplomatischer Vertreter, wobei auf diesen 640 Liegenschaften etwa 6.000 Bewohner leben, von denen etwa 25% internationaler Herkunft sind.

Die große Wertschätzung des Cottage führt leider aber auch dazu, dass von Teilen der Realitätenwirtschaft, wie auch von eigennützigen Privaten, hier bauliche „Gestaltungsmöglichkeiten“ gesehen werden, die über die vorgesehene Verwendung der Liegenschaften hinausgehen – die sich über die gegenseitige Rücksichtnahme hinwegsetzen und vorwiegend der Erzielung kurzfristiger, kommerzieller Profite dienen. Sie sind nachteilig für das Cottage und besondeers für die unmittelbaren Nachbarn. Diese nachteiligen Aktivitäten führen zur  Zerstörung des Gesamtkunstwerks Cottage, weshalb diese Projekte nicht zur Umsetzung kommen sollten. Dafür tritt der Cottage Verein mit seinen Mitgliedern ein.